"Sacro Amor Profano" proposto per il Premio Strega 2023
VIDEOLETTURA
"IL MOSTRO DI FIRENZE" VINCITORE DEL PREMIO STREGA 2022 SECONDO CRITERI LETTERARI ED ESTETICI.
Stimmen zu Lodovica San Guedoro
Harlekins Requiem ist eine realistische,
illusionslose, ironische Schilderung der gegenwärtigen Situation unseres
und zugleich des europäischen Theaters. Ein spätsommerliches, stets
faszinierendes Rom, das schon bald von den ersten herbstlichen Unwettern
heimgesucht wird, bildet den idealen Hintergrund für die schöpferische
Begeisterung einer Autorin, die Tag für Tag von den zögerlichen,
zweideutigen und verräterischen Reaktionen der Theaterleute enttäuscht
wird. Wir finden Sie hier alle wieder, Gabriele Lavia, Luca Ronconi, Peter
Stein, Ida Di Benedetto, Mariangela Melato, Arnoldo Foà... Die neue dramatische Schöpfung von Lodovica San Guedoro
führt den erstaunten Leser-Zuschauer in räumlich-zeitliche Dimensionen,
die zunächst den idyllischen Charakter von durch eine Zauberlaterne
produzierten optischen Illusionen haben, dann aber zu einem
unbeherrschbaren Reigen beängstigender Gefühle, flüchtiger Erscheinungen,
geheimnisvoller, erschreckender Geräusche werden. Und dieser fast
unmerkliche Übergang wird mit sicherer Hand realisiert, mit einer
Kunstfertigkeit, die ein vollkommenes Wissen um die menschliche
Vorstellungskraft verrät: um die Fähigkeit nämlich, in einer
Nicht-Wahrheit etwas viel Wahreres zu erkennen als in den täglich
verkündeten Wahrheiten. Unvermeidlich kommt uns die bekannte Intuition des
Giovanni Battista Vico in den Sinn, wonach die erhabenste Leistung der
Poesie darin besteht, "den sinnlosen Dingen Sinn und Leidenschaft zu
verleihen, so wie Kinder seelenlose Gegenstände in die Hand nehmen und sie
reden lassen, als wären es lebende Personen"... Die philosophischen Themen
werden von der Autorin in diese Féerie mit einer Geschicklichkeit und
Leichtigkeit eingeflochten, die verwundert und bezaubert... Wir erleben
eine Sprache von kristalliner Vollkommenheit und die Fähigkeit, jeden
moralischen oder metaphysischen Skrupel mit einer unbekümmerten,
unerschöpflichen Phantasie wegzufegen. La vita è un sogno
wird wie die zwei einzigen anderen Theaterstücke, die - aus
entgegengesetzten Gründen - mit ihm vergleichbar sind (Zurück zu
Methusalem von Shaw und Der blaue Vogel von Maeterlinck), kein
leichtes Leben auf unseren Bühnen haben; doch wird es sich schließlich
durchsetzen und alle Schwierigkeiten einer Inszenierung durch seine
stilistischen Qualitäten und seinen innovativen Aufbau überwinden.
Einen Kriminalroman besonderer Art hat die junge
Sizilianerin Lodovica San Guedoro geschrieben. Ihre Einladung zum
Mord (Nymphenburger Verlag) ist eine preziöse Satire
von erlesener Boshaftigkeit und stilistischer Raffinesse. Es ist eine
entzückende Schrebergartenidylle in der Via dei Gelsomini
(Jasminstraße) voller kauziger und schrulliger Einwohner, die durch den
Einzug der Familie Rubinacci empfindlich gestört wird. ...Die philosophisch-theoretischen Diskurse der beiden Denkakrobaten sind
das Herstück des voller ironischer Brechungen erzählten "wahrhaftigen
Berichts". Daß Wahrheit und Klarheit sich mit einem maliziös-eleganten
Schluß-Schlenker in abgefeimter Menschenfreundlichkeit auflösen, zeugt vom
literarisch kultivierten Hintersinn der 35jährigen italienischen Autorin. ...Die mit literarischen Anspielungen und doppelbödigen
Formulierungen reichlich gespickte Gesellschaftssatire ist eine
Anstiftung auch in dem Sinne, als sie zu kriminalistisch-vergnüglichem
Lesen verführt. Zu einem Lesen, das zwar nicht um den bösen Hintersinn der
geschilderten Schrebergartenidylle herumkommt, sich aber deswegen dem
betörenden Reiz der Erscheinungen nicht zu entziehen braucht... Die
surrealistisch überhöhte Geschichte macht deutlich, dass phantastische
Unwahrscheinlichkeiten einem tieferen Wahrheitsgehalt nicht im Wege
stehen...
...Lodovica San Guedoro schrieb mit bilderreicher Sprache
eine herrliche Persiflage auf bierernste Kriminalromane. Mit feiner
Ironie, die hin und wieder in beißenden Spott übergeht, entlarvt sie
menschliche Schwächen und Leidenschaften... ...Freunde der guten Literatur sollten die sizilianische Autorin
Lodovica San Guedoro nicht aus den Augen lassen. ...Das phantasievolle
literarische Gedankenspiel ist bei Lodovica San Guedoro jedoch keine
Hinwendung zum Historismus oder zum postmodernen Kalkül, sondern eine
kühne Entgegnung auf die politische Realität des jetzigen Italien...
Lodovica San Guedoro schreibt sich schließlich wie ein Heiliger Guedoro,
aber ihr Name kann auch wie Goldenes Blut gelesen werden. Und das
Blut rinnt recht schillernd in diesem Roman... Die Languste und der Tod Mit Stil, Stock und Scharfsinn Wiederum überrascht die
Autorin aus detaillierter Alltagsperspektive
heraus. Ihre Impulse der Skurrilität schöpft sie aus einer Fülle von
Lebensbetrachtungen, die gerade in ihrer Unmittelbarkeit verblüffen. So
zeigt sich auch in diesen Erzählungen (Amor
Vitae) das
phantastische Literaturspiel weit mehr schreibend erlebt
als kalkuliert. Das Unwahrscheinliche trifft
die Autorin an jeder Ecke, und das rundet
ihren Stil so zielstrebig ab.
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